Wie du KI für deine Texte nutzt, ohne deine Glaubwürdigkeit zu verlieren
- Kerstin Boll

- 22. Sept.
- 5 Min. Lesezeit
Neun Fragen und Antworten von Beratern und Beraterinnen zu KI-Texten.
Für einen Berater oder eine Beraterin wie dich ist deine Stimme dein Kapital. Sobald KI ins Spiel kommt, mischt sich deshalb Unsicherheit ein: „Klingt das dann noch nach mir?“ „Merken meine Kunden, dass ich mit KI arbeite?“ „Verliere ich dabei meine fachliche Tiefe?“
Diese Fragen sind berechtigt und tauchen deshalb immer wieder auf – bei erfahrenen Berater:innen ebenso wie bei Einsteiger:innen.
Hier findest du Antworten: Wie du deine Sprache bewahrst, KI gezielt einsetzt und dir gleichzeitig spürbar Zeit zurückholst.

Ist meine einzigartige Berater-Persönlichkeit in KI-Texten noch erkennbar?
Viele befürchten, dass KI ihre Texte austauschbar macht. Diese Sorge ist berechtigt, wenn man die KI einfach laufen lässt.
Ohne Hinweise zu deinem Sprachstil greift sie auf neutrale Standardformulierungen zurück. Dann entsteht genau das, was niemand lesen will: generische Texte ohne erkennbare Haltung, ohne eigene Stimme.
Wenn du die KI dagegen fütterst – mit Beispielen deiner Sprache, deinen bevorzugten Formulierungen, typischen Bildern und Themen –, bleibt dein Ton klar erkennbar. Die KI legt dann ein sprachliches Kleid um deine Inhalte, ohne dich zu verdecken.
Noch stärker wird das Ergebnis, wenn du zusätzlich die Denkweise deiner Zielkunden aufgreifst: ihre Begriffe, ihre Fragen, ihre Tonlage.
So legst du die Grundlage für Resonanz statt Einheitsbrei.
Wie analysieren wir meine Sprache, um sie für die KI greifbar zu machen?
Die wenigsten können ihre eigene Sprache wirklich beschreiben. Wir hören sie, wir fühlen sie. Aber objektiv nehmen wir sie selten wahr. Zum Glück gibt es Wege, sie sichtbar zu machen:
Ein Gespräch, das du transkribierst.
Ein paar Texte, auf die du stolz bist.
Oder eine kurze Sprechprobe.
KI-Tools sind stark darin, Muster zu erkennen, wie etwa wiederkehrende Begriffe, typische Wendungen oder deine Haltung zu deinem Publikum. So wird aus deinem Gefühl für Sprache ein System, das sich trainieren lässt.
Das Schöne: Du musst sie nicht selbst analysieren. Es reicht, wenn du echte Beispiele lieferst. Den Rest erledigt die KI – mit etwas Feingefühl und gutem Prompt Engineering.
Muss ich die strategische Botschaft und meine Insights noch selbst liefern?
Ja – unbedingt. KI kann vieles, aber sie ersetzt dich nicht!
Ihre Stärke liegt in der sprachlichen Form. Doch die Substanz kommt von dir.
Du bringst deine Erfahrungen ein, deine Beobachtungen, deine Sicht auf Entwicklungen, deine Perspektiven auf die Zukunft. Wenn du diesen Teil auslagerst, bleibt nur die Verpackung.
Deine Kunden suchen Orientierung, keine Worthülsen. Gerade in einem Markt, der von Inhalten überflutet ist, zählt die Stimme, die sich fest anfühlt.
Ist die anfängliche Einarbeitung es wert, um später Zeit zu sparen?
Die Entscheidung, mit KI zu arbeiten, ist ein Digitalisierungsprojekt. Und wie jedes Projekt verlangt sie nach Struktur. Es gilt also, deinen Stil festzuhalten, deine Themen zu sortieren und gute Prompts entwickeln.
Ist die Basis einmal gelegt, zeigt sich der Effekt schnell. Vor allem bei wiederkehrenden Formaten wie LinkedIn-Posts, Newslettern oder Blogartikeln. Dabei entstehen Routine und neuer Freiraum.
Eine Kundin beschreibt es so:
„Ich bin super dankbar über die Unterstützung beim Erstellen von Social Media Beiträgen. Mit dem Tool-Set kann ich wie in einem Kooperations-Prozess mit ChatGPT meine Beiträge schreiben. Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung finde ich super, weil der Prozess dadurch sehr fokussiert ist.“
Verliere ich meine fachliche Kompetenz und Tiefe, wenn ich die Texterstellung an eine KI abgebe?
Nein – im Gegenteil. Deine fachliche Kompetenz bleibt bei dir. KI hilft nur, sie sichtbarer zu machen.
Sie bringt keine neuen Inhalte, keine Erfahrungen, keine Haltung mit. Aber sie kann dein Wissen so strukturieren, dass andere leichter folgen können. Sie übersetzt dein Fach in Sprache, die ankommt.
So wird deine Expertise nicht verwässert, sondern zugänglich. Dein Wissen bleibt die Grundlage, die KI das Werkzeug, das sie auf die Straße bringt.
Wie viel muss ich wirklich noch überarbeiten, um Zeit zu sparen?
Mit guten Prompts kommst du erstaunlich weit. Oft ist ein Text zu siebzig, manchmal zu achtzig Prozent fertig.
Was bleibt, ist die Feinarbeit. Vielleicht ist dir eine Passage zu glatt oder du willst etwas präziser, persönlicher, pointierter sagen.
Ich mache es gerne so: Ich lese der KI den gerade entworfenen Text laut vor. Beim Lesen nehme ich kleine Änderungen vor. Wenn ich mit dem Inhalt nicht ganz zufrieden bin, bestelle ich eine Änderung.
Das ist ja das Erstaunliche und tolle, dass man mit KI wie mit einem Mitarbeiter sprechen kann.
Ich habe mal einen Kunden getroffen, der mir erzählte, dass er für einen einzigen Blogartikel einen ganzen Sonntag brauchen würde. Irgendwann gab er auf.
Das ist schon ein paar Jahre her. Heute würde er mithilfe der KI innerhalb weniger Minuten einen Entwurf texten und nur noch die letzten Prozente verfeinern. Der Kraftakt wäre passé.
KI spart also Zeit, indem sie dir Strukturen und Ideen liefert. Du sorgst für den Feinschliff und prüfst den Gehalt.
Merken meine Kunden, dass die Texte mit KI verfasst wurden?
Ob jemand erkennt, dass KI beteiligt war? Vielleicht.
Ich denke: Das spielt keine so große Rolle. Entscheidender ist, ob dein Text deine Kund:innen berührt, ob er nachvollziehbar und glaubwürdig bleibt. Ob er einen eigenen Gedanken entwickelt, der es lohnt, gelesen zu werden.
Wo fange ich an, und wie schnell sehe ich den ROI der KI-Investition?
In Euro lässt sich der Gewinn schwer messen. Aber du wirst ihn spüren – in der Zeit, die du zurückgewinnst. Zudem kann KI dir helfen, strategisch auf Kurs zu bleiben.
Bevor du mit ihr arbeitest, lohnt es sich, deine Botschaft zu schärfen: Wofür stehst du ein? Was willst du sagen? Und warum?
KI ist schnell. Manchmal schneller, als gut ist. Sie wird immer irgendein Ergebnis liefern, das gut klingt. Aber hat es auch Gehalt?
Wenn du deine Gedanken vorher sortierst, behältst du die Kontrolle über die Richtung. Sonst formt die KI den Text, bevor du weißt, was du eigentlich ausdrücken möchtest.
Sobald diese Grundlage steht, spürst du den Nutzen. Formate wie Newsletter, Blogartikel oder Social Posts lassen sich deutlich effizienter erstellen. Routineaufgaben werden leichter und du bleibst in deiner Linie, statt dich vom Tool treiben zu lassen.
Warum nicht einfach alles selbst lernen?
Natürlich kannst du dir alles selbst beibringen. Die Frage ist nur: Wie viel Zeit möchtest du investieren? Und wofür?
KI-Tools sind lernbar, es ist keine Zauberei. Aber es braucht Erfahrung, um sie wirklich strategisch einzusetzen: Wie du deine Sprache analysierst, wie du Prompts entwickelst, wie du Inhalte so aufbereitest, dass sie zu deiner Positionierung passen.
Wenn du Freude am Tüfteln hast, kann das ein spannender Weg sein. Wenn du deine Zeit lieber in Projekte, Kunden oder Strategiegespräche steckst, kann Begleitung sinnvoller sein.
Dazu kommt: Gute Prompts entstehen nicht nur durch Technik, sondern durch Marketingverstand. Und selbst der beste Text bleibt wirkungslos, wenn er nie gesehen wird. Content-Erstellung und Content-Verteilung gehören heute zusammen: Das sollte man bei aller Begeisterung fürs Schreiben nicht vergessen.

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